Geschichte statt Geschichtlich

 

Fasenacht in  Rieneck ist mehr als das RFK... wenn auch nicht viel mehr :-). Älter als unser Verein ist die närrische Tradition aber allemal - sie blickt auf eine jahrhundertelange Tradition zurück. Glücklicherweise hat sich der Heimatpfleger Richard Elzenbeck mit der Historie befasst - auf seine Aufzeichnungen wollen wir an dieser Stelle zurückgreifen.

 

Die am weitesten zurückreichende Schilderung einer Rienecker Fasenacht ist aus Hans von Hammersteins Roman "Die Fehde des Mangold von Eberstein" zu entnehmen.

Erzählt wird von der Fasenacht von 1521, zu der der Graf von Rieneck alle Narren aus Franken eingeladen hatte mit der recht freizügigen Aufforderung: "Alle Scham und Sitte wird abgeschafft, damit ein jeder tanzen und toben kann, bis er umfällt. . .". Der besseren Erreichbarkeit wegen wurde diese Fasenacht auf der Lindenwiese in Gemünden a. Main gefeiert.

Die maskierten Rienecker Narren brachen in großer Zahl mit einer Reitertruppe von der Burg Rieneck aus auf und beteiligten sich an dem farben- und figurenreichen Fasenachtszug und an dem recht wüsten Fasenachtstreiben. Der adelige Gast Fritz von Thüngen, der mit seinen Narren aus dem gleichnamigen Ort gekommen war, hatte sich als prächtiger Gockel kostümiert und verspottete mit seinem "Kikeriki" den Schwan, den die Rienecker Grafen als Gastgeber in ihrem Wappen trugen. Der Ärger war groß auf Seiten der Rienecker, die Fasenacht ging vorüber, aber der Schwan wurde bei den missgünstigen Nachbarn fortan "Gockel" genannt. Die Rienecker hatten damit ihren Namen "Göügel", heute "Göikel" genannt.

Der "Göikel" dient heute der Rienecker Fasenacht als Symbol. Erst aus dem Jahre 1852 sind dann wieder Aufzeichnungen über die Rienecker Fasenacht zu finden, so z.B.:

"Am Aschermittwoch saßen seither die Rienecker Mannsleut, ledige und Männer, beinahe den ganzen Tag im Wirtshause und zechten und tranken sich von den drei verliederten Fastnachtstagen wieder nüchtern." Das Wort "seither" lässt darauf deuten, dass in Rieneck die Fasenacht schon immer gehalten worden ist.

Aus dem 19. Jahrhundert scheint auch das Rienecker Traditionskostüm, der "Überzug", das Bettuch mit dem Kopfkissenbezug als Kapuze, zu stammen. Man leitet dies aus der Sage vom "Rienigger Uwerzuuch" ab, die einmal in einer Würzburger Zeitung stand.

Aus der Zeit nach dem 1. Weltkrieg gibt es in verschiedenen Quellen mehrere Aufzeichnungen über das Rienecker Fasenachtstreiben, so z.B.: "Am 4. März war äußerst lustige Fasenacht, trotz der furchtbaren Zeit." (1919). Weitere Niederschriften:

6. Februar 1921: "Ungeheures Fastnachtstreiben vor dem Rathaus . . .";

26. Februar 1922: "Fasenacht verboten, Gendarmen reißen Masken ab! Dienstag wildes Fasenachtstreiben";

14. März 1924: "Spottprozession";

16. Februar 1926: "Weiber und Mädchen treiben sich in miserablen Kostümen auf der Straße herum...";

12. Februar 1929: "Sehr kalt, die Narren frieren, aber trotzdem Fasenacht".

 

Die älteren Jahrgänge erinnern sich noch an die Jahre, in denen maskierte Gruppen peitscheknallend durch die Straßen zogen und mit einem Salzhering an der Rute die Zuschauer zu necken versuchten. Es gehörte dies zur echten rieniggerischen Fasenacht.

In den Jahren 1933 bis 1939 flaute die Fasenacht in ihrer urwüchsigen Art stark ab. Sie war zwar nicht verboten, aber in dieser Art nicht gerne gesehen. In den Nachkriegsjahren ab 1946 lebte zwar das Fasenachtstreiben wieder auf, erreichte aber in seiner Intensität und Ausgelassenheit wohl nicht mehr ganz den originellen, urwüchsigen Charakter früherer Jahre. Die Fasenachtsdienstage als Höhepunkt und Schlusspunkt der Fasenacht wechselten von Jahr zu Jahr ab mit mehr oder weniger Fasenachtstreiben, in dem ein oder anderen Jahr stärker belebt durch einen, von privaten Gruppen kurzfristig organisierten oder improvisierten Fasenachtszug mit einigen originellen Einlagen.

 

 

Unser Verein - von den Anfängen bis heute

 

Die Rienecker Fasenacht ist  - wie oben zu lesen ist - in einer uralten Tradition verwurzelt. Fasenacht wird bei uns seit Menschengedenken gefeiert. Verschiedene Berichte aus zurückliegenden Jahrzehnten sagen aus, dass von Beginn des 20. Jahrhunderts in sehr unterschiedlicher Intensität gefeiert wurde.

 

Die Jahreswende 1964/65 brachte eine gewisse Zäsur und neues Leben in unser Fasenachtsgeschehen. Die Rienecker Volksschullehrerschaft gründete am 21.12.1964 die "Interessengemeinschaft Turnhallenbau e.V." im Gasthaus Welzenbach. Unter Vorsitz des damaligen Rektors Walter Schenk nannte man sich fortan RFK.

Die erste Prunksitzung des RFK fand im Gasthaus " Zum Löwen" statt und musste wegen der sehr großen Nachfrage wiederholt werden. Am 25. Februar 1966 fand dann der erste, vom RFK organisierte Fasenachtszug, traditionsgemäß am Fasenachtsdienstag statt. Dieser wurde in den folgenden Jahren bis heute fortgesetzt.

 

Am 26. Mai 1974 konstituierte sich dann das RFK zu einem eigenen, selbständigen Verein, dem Rienecker Fasenachts Komitee "Die Göikel" e.V., dieser wurde am 5. Juni 1975 in das Vereinsregister eingetragen. Gründungspräsident war Adolf Hofmann.

 

Im Wesentlichen ist es der Initiative des jungen Andreas Czerny zu verdanken, dass aus einem Kreis junger Rienecker Mädchen eine Tanzgarde formiert werden konnte. Er gründete auch eine Stadtgarde als Begleit- und Ordnungstruppe und nominierte ein Prinzenpaar.

 

Ab 1976 veranstaltete das RFK den von Karl Kessler ins Leben gerufenen Seniorennachmittag, der von Seniorinnen und Senioren aus dem ganzen Sinngrundgebiet und der näheren Umgebung gerne besucht wurde. Diese Nachmittagssitzung wurde in späteren Jahren in unterschiedlicher Ausprägung und mit wechselnder Zielgruppe fortgesetzt, allerdings nicht regelmäßig jedes Jahr.

 

Am 16. Mai 1976 gab es den ersten Wechsel an der Spitze des RFK. Der bisherige zweite Vorsitzender Siegfried Nickel löste den sehr dynamischen und verdienstvollen Präsidenten Adolf Hofmann ab.

Die Prunksitzungen wurden meistens von zwei Sitzungspräsidenten geleitet und durch Elferräte, dem Sitzungskomitee, ergänzt. Dieses sitzt im traditionellen weißen "Überzug" mit Komiteemütze, roten Schleifen und roter Bauchbinde auf der Bühne und wird es auch in Zukunft so halten.

 

Die Sitzungspräsidenten waren: Toni Wiesenfelder, Klaus Beiler, Georg Knüttel, Walter Wiesenfelder, Wolfgang Gleiß, Walter Konrad sowie Waldemar Horn, dessen Nachfolge am 04.07.2004 Armin Walter antrat.

 

Viele Aktive wurden im Laufe der Jahre für ihre tollen Leistungen mit der höchsten Auszeichnung des Fasenachts Verbandes Franken, dem "TILL VON FRANKEN" ausgezeichnet. Im Einzelnen sind das:

 

Hermann Nickel, Gregor Knüttel, Richard Nöll, Toni Wiesenfelder, Georg Knüttel, Gerhard Rothhaar, Wilfried Kuchenbrod, Werner Zügner, Klaus Beiler, Thomas Hofmann, Waldemar Horn, Walter Konrad, Walter Wiesenfelder, Marianne Krutsch, Gertrud Gleiß, Geli Brand, Ingrid Hofmann, Gisela Müller, Robert Schwarz und Helmar Trost.

 

Im Jahre 2003 erhielt Klaus Beiler, für seine langjährige Tätigkeit als Sitzungspräsident (26 Jahre in Folge !) und als Präsident (17 Jahre in Folge !) den "TILL VON FRANKEN" in GOLD verliehen.

 

Im Jahre 1975 übernahm Frau Johanna ( Hanni) Wellhöfer das Training der Prinzengarde. Diese Entscheidung erwies sich für das RFK als äußerst glücklich, denn von nun an eilte die Prinzengarde von Erfolg zu Erfolg und kam zu allergrößten Fasenachtsehren.

 

Mehrfache fränkische Meisterschaften, Deutsche Meisterschaften und sogar eine Europameisterschaft (1989 ) konnten errungen werden. Auftritte in Kanada, Belgien, Frankreich, Österreich, Taiwan und Japan und in vielen Großstädten und Faschingshochburgen Deutschlands - Mainz, Köln, Frankfurt, Düsseldorf u.a. - waren der Lohn für wirklich tolle Leistungen.

 

Auch im Bereich des Nachwuchses wurde sehr viel Engagement gezeigt, im Jahre 1976 wurde eine Kindertanzgarde gegründet und bereits ein Jahr später eine Jugendtanzgarde. Sehr stark bereichert wurde das Programm durch das Männerballett und die Schaugruppe "Vielharmonie".

 

Am 28. März 1982 fand ein neuer Wechsel an der RFK- Spitze statt. Der bisherige zweite Vorsitzende Karlheinz Schneider löste den sehr agilen, erfolgreichen und verdienstvollen Präsidenten Siegfried Nickel, ab.

 

Im Jahre 1987 gab es zwei Wechsel an der Spitze des RFK. Nach seinem Rücktritt von Karl-Heinz Schneider war 2 Monate im Sommer der zweite Vorsitzende Thomas Hofmann kommissarisch Präsident des RFK.

 

Ab dem 27. September 1987 stand Ehrenpräsident und Ehrensitzungspräsident Klaus Beiler als 1. Präsident an der Spitze des RFK und erfreute sich mit seinem Präsidium an einem sehr guten "Betriebsklima", einer tollen Zusammenarbeit und stetigem Interesse der vielen Besucher der Prunksitzungen.

 

Am 04.07.2004 fand eine Generalversammlung statt, bei der unser langjähriger Präsident Klaus Beiler nicht mehr kandidierte. Zu seinem Nachfolger wurde der bisherige Vizepräsident Helmar Trost gewählt.

 

Nach dessen Rücktritt am 06.05.2007 aus gesundheitlichen Gründen kam es am 01.07.2007 zu einer außerordentlichen Generalversammlung, bei der sein bisheriger Vizepräsident Wolfgang Gleiß zum Präsidenten gewählt wurde. Am 31.08.2008 war wieder eine außerordentliche Generalversammlung - hier wurde Thomas Lind (ehemaliger Protokollchef) gewählt, der das Amt bis 2018 ausfüllte und von Sven Nickel, später von Fabian Hörnis als Vizepräsident unterstützt wurde. Im September 2018 wurde Fabian Hörnis zum neuen Präsidenten gewählt.

 

Vizepräsidenten waren seit seiner Gründung 1974: Siegfried Nickel, Wilfried Kuchenbrod, Thomas Hofmann, Werner Peterschewski, Horst Konrad, Helmar Trost, Bodo Nickel, Hans Belz, Jürgen Ruppert, Wolfgang Gleiß, Robert Schwarz, Sven Nickel, Fabian Hörnis und Joschua Hörnis.

 

Eine sehr große Freude bereiten auch unsere Originale in der "Bütt" und auf der Bühne alljährlich unseren Gästen und alle staunen darüber, dass jedes Jahr wieder tolle Einzelbeiträge und Gruppendarstellungen eine Steigerung erfahren, die man kaum für möglich halten kann.

 

Viel Freude bereiteten natürlich auch unsere Zeremonienmeister Karl Lechner (Charly von der Lerch), Ottmar Wiesenfelder und Bodo Nickel.

 

Auch in Zukunft wird das RFK, getreu seiner Satzung, das Brauchtum der Rienecker Fasenacht pflegen und mit sehr viel Freude sein rühriges Vereinsleben weiterführen.